BORNEO

das ist da, wo der Pfeffer wächst. 1521 kreuzte Magellan vor den Küsten. Danach wurde Borneo Kolonie der Portugiesen, Holländer und Engländer. Im 2. Weltkrieg kamen Japaner, sie gingen wieder. Engländer brachten billige hungrige Chinesen mit, die die Eisenbahn bauten. Aber auch die Engländer mussten gehen. Da waren eine Menge Abenteurer unterwegs.

Doch vor ihnen lebten in den Urwäldern und auf den Bergen die Kopfjäger, viele verschiedene Stämme. Entlang der Küsten auf hunderten kleinen Inseln und in den Mündungen großer Urwaldflüsse herrschten Seeräuber und bildeten die Vorlage für die Abenteuergeschichten unserer Kindheit.

Fishermen at the old port of Kota Kinabalu.
Fischer am alten Hafen von Kota Kinabalu.

Malaysia, Indonesien und Brunei teilen sich heute die 751.936 km² auf der drittgrößten Insel der Welt. Seit 1957 gehört Borneo zur Föderation der Malaiischen Staaten, 1963 bekam Malaysia die politische Freiheit und ist zugleich eine Wahlmonarchie. Alle fünf Jahre wird ein Yang di-Pertuan Agong, der König, gewählt.

„Good spotted!“
Eine Reise durch Borneo

Wir begannen unsere Reise in Kota Kinabalu, Hauptstadt der Provinz Sabah im Malaiischen Teil. Sabah nimmt die gesamte nördliche Spitze Borneos ein.

Head-Hunters on Borneo? Today their descendants shoot in air-conditioned shopping malls on discs.
Kopfjäger auf Borneo? Heute schießen ihre Nachfahren in klimatisierten Shopping-Malls auf Scheiben.

 

KOTA KINABALU,

einst ein kleiner Hafen am südchinesischen Meer, dann Jesselton. Nach ihrer Vernichtung im 2. Weltkrieg bekam die Stadt ihren neuen Namen. Heute eine zu betonierte Metropole mit modernen langweiligen Hochhäusern, Shopping-Malls und Banken-Zentren. Eine typische malaiische Stadt, die keinen Anhaltspunkt mehr bietet, wo sie geographisch liegt, welcher Kultur sie entstammt und welche Menschen sie erbaut haben.

Mt. Kinabalu (4095 m) gave the city its name and is Malaysia's highest mountain.
Der Mt. Kinabalu (4095 m) gab der Stadt seinen Namen und ist Malaysias höchster Berg.

An der kleinen Promenade, reihen sich austauschbare Chinesenrestaurants. Daneben liegt der Fischereihafen, wo morgens braungebrannte wilde Kerle mit bloßen Händen türkisfarbene Quallen aus dem Fang sortieren. Am Abend sitzen wir bei einem Bier und schauen enttäuscht in den Sonnenuntergang. Im Hintergrund eine steile Insel, davor die Kampung Air, die Wasserdörfer, sehr malerisch, aber das Meer plackt stinkend an die Mole. Die Malaien angeln lächelnd ungerührt von Plastikmüll und Styroporverpackungen.

Im Sabah Heritage Village erahnt man die Vielfalt der Völker.

Kota Kinabalu International Airport.
Kota Kinabalu International Airport.

Dann fliegen wir in den Osten nach

LAHAD DATU

Die Provinzstadt an der Darvel Bay ist der Ausgangspunkt für eine Reise durch den unberührten tropischen Tieflandregenwald, in den Primärwald. Wir möchten in das Danum Valley.

Die kleine Propellermaschine überfliegt sattgrüne Wälder, fliegt am blau leuchtenden Granit-Massiv des 4.095 m hohen Mt. Kinabalu vorbei und landet nach einer Stunde mit einigen Touristen und Geschäftsleuten auf einer einfachen Piste.

Lahad Datu Airport
Lahad Datu Airport

Im Büro der Waldschutzbehörde müssen wir zuerst den Ranger von allen Haftungen frei sprechen und werden aufgeklärt, dass von nun an jeder auf eigene Gefahr unterwegs ist. Aber sind wir das nicht immer?

Der Weg in das Danum Valley
Der Weg in das Danum Valley führt über eine Holzfällerstraße.

Ein Jeep bringt uns auf der kurvigen Piste einer Holzfällerstraße 80 km tiefer und tiefer in den Wald hinein, in das Danum Valley. Zuerst queren wir dunkelgrüne schattige Ölpalmpflanzungen. Dort, am Rande der Plantagen, leben die Farmer in kleinen wettergegerbten windschiefen Pfahlbauten unter ärmlichsten Verhältnissen. Die Wäsche trocknet über Treppengeländer und Fensterläden. Wilde Straßenköter laufen dem Jeep kläffend hinterher. Hier, an der Basis des malaiischen Reichtums, erinnert nichts mehr an die klimatisierten Shopping-Malls der Städte.

Es folgen Gestrüpp und Sekundärwald. Die Bäume werden höher, der Busch dichter. Mengaris mit ihren riesigen Brettwurzeln wachsen bis zu 80 m hoch. Sie sind die höchsten Bäume Sabahs. Ihr extrem hartes Holz splittert leicht, das bewahrte sie bisher vor den Holzfällern. Dann erreichen wir einen Fluss, über den meterdicke Baumstämme eine Brücke bilden und glauben unseren Augen nicht zu trauen: uns kommt ein riesiger Truck mit frisch geschlagenen Stämmen entgegen. Er ist so schwer, dass er den Fluss durch eine Furt überqueren muss.

Holzfällerstraße in das Danum Valley, Borneo Rainforest Lodge.

Auf einem Informationsblatt lesen wir später: „Für Selbst-Fahrer: Fahren sie vorsichtig durch das DVFC. Denken sie daran, die Straße wird auch von 70-t-Trucks und anderen Fahrzeugen benutzt!“

So sieht es also aus im Urwald?

Das Danum Valley – Lembah Danum

ist der 438 km² große Teil der insgesamt 9.882 km² des Yayasan Sabah Forest Management Area und gehört zur Kumpulan Yayasan Sabah. Die Stiftung Kumpulan Yayasan Sabah wurde 1967 vom Bundesstaat Sabah gegründet, um aus der Vermarktung tropischer Hölzer das Sozial- und Bildungswesen des Bundesstaates zu finanzieren. Ihr wurden 1970 die Verwaltungs- und Vermarktungsrechte sowie die Lizenz zum Holzeinschlag für 100 Jahre übertragen. Heute gehört die Sabah Foundation zur Yayasan Sabah Group, ein Konglomerat aus vielen Interessensgebieten. Kurz gesagt, das Schicksal des letzten Regenwaldes auf Borneo liegt in den Händen des Holzhandels.

Der Canopy Walkway führt fast 300 m durch verschiedene Baumetagen bis auf eine Höhe von 26 Metern über dem Boden. Der höchste Baum ist ein Urat Mata.
Der Canopy Walkway führt fast 300 m durch verschiedene Baumetagen bis auf eine Höhe von 26 Metern über dem Boden. Der höchste Baum ist ein Urat Mata.

Das Danum Valley ist kein Nationalpark und doch leben hier Sumatra-Nashörner, Elefanten, Nebelparder, Orang-Utans, Gibbons, Zwergrehe und Tapire. 340 Vogelarten und 120 Säugetierarten sind bisher registriert. Eine Arche Noah im Ölpalm-Meer Nord-Borneos.

Wolken über Borneo, lautet ein Buch von Rüdiger Siebert
Wolken über Borneo, lautet ein Buch von Rüdiger Siebert.

An einer Schleife des Segama Rivers auf einer wunderschönen Lichtung stehen mitten im Urwald die Luxusbungalows der

Borneo Rainforest Lodge.

1984 wurde ein Waldbewirtschaftungsplan für das Yayasan Sabah Conscession Area erstellt. Dort wies man das Danum Valley und das Maliau-Basin als Schutzgebiete aus. Sie sollen der Forschung und Ausbildung dienen und vermutlich das (Ge)wissen aller Beteiligten beruhigen.

Die Borneo Rainforest Lodge, ein luxuriöser Ort im Dschungel.
Die Borneo Rainforest Lodge, ein luxuriöser Ort im Dschungel.

Nach dem Einführungsvortrag werden wir einem Ranger zugeteilt.

Die Bungalows der Borneo Rainforest Lodge liegen malerisch am Segama River.
Die Bungalows der Borneo Rainforest Lodge liegen malerisch am Segama River.
Kann das Gebiet noch mehr Touristen verkraften?

Tropischer Tiefland-Regenwald

findet sich entlang des Äquators bis zum 10. Breitengrad. Durch diese Lage beträgt die Sonneneinstrahlung täglich 12 Stunden, die Temperatur schwankt nur geringfügig. Sie liegt zwischen 25 und 30 °C.

Mit vielen Klischees im Kopf, durch das Fernsehen in unser Unterbewusstsein versenkt, begeben wir uns in den Wald. Die Wirklichkeit über den tropischen Regenwald sieht völlig anders aus. Erstens: es regnet nicht, oder nicht mehr, oder nicht mehr genug. Betrachtet man den Wald von außen erscheint er grün und üppig. Sobald man sich hineinbegibt stellt man fest, dass der Boden sehr trocken ist, Blätter rascheln unter den Füßen.

Borneo, Danum Valley, tropischer Tieflandregenwald.

Zweitens: wo sind die Tiere? Da könnte man sagen: „Ja, der Wald ist groß, Tiere fliehen den Menschen und es ist ein Glück, ein Tier zu finden.“ Insekten, Spinnen, Moskitos, Schlangen? Alle Plagen, auf die man sich so lange vorbereitet hat? Fehlanzeige. Nicht einmal Moskitos.

Alles findet im Verborgenen statt. Der Wald hütet ein Geheimnis und er gibt es nicht preis. Wir taumeln in grünem Dämmerlicht durch graues Gebüsch, sind mit uns selbst beschäftigt: Nicht hängen bleiben, nicht fallen, Schweiß abwischen, in den Wald lauschen. Unter den Füßen knackt und kracht es, da sollen wir auch noch Tiere finden?

Danum Valley - tropischer Regenwald

Das höchste Lob in den nächsten Wochen lautet: „Good spotted!“. Gut gemacht, Tier gefunden! Aber es ist phantastisch. Menschengroße Blätter, Bäume, in deren hole Stämme man einziehen könnte und der phantastische Duft. Außer Laub, moderigen Stümpfen, Pilzen, Ästen, Zweigen, Hellgrün, Dunkelgrün, Blaugrün, Graugrün, sieht man nichts. Keine Orchideen, nur ganz klitzekleine Blüten trudeln ab und zu von irgendwo her über uns herab und verströmen das Parfüm des Waldes.

Die Morgendämmerung im tropischen Regenwald ist kurz.

 

Der Tag beginnt um sechs. Bei Anbruch des kurzen Morgengrauens schallt das Rufen der Brüllaffen durch die wallenden Nebelschwaden.

Borneo, Danum Valley, ein neuer Tag beginnt im tropischen Tieflandregenwald.

Die Sonne steigt langsam auf. Dann wird es still, unerträglich still, heiß und feucht. Am Tag atmet der Wald flach. Seine Luft ist von einer klebrigen Feuchtigkeit. Ab und an schilpt ein verwirrter Vogel in die Lautlosigkeit.

Borneo, Danum Valley

Pünktlich um sechs, am Abend, schreien plötzlich verzweifelt schrill Milliarden Zikaden. Der ganze Wald schreit noch einmal auf, bevor er wirklich lebt, in der Nacht. Ja, ich lebe! Noch! Wenn es dunkel wird, erwachen die Insekten. Wollfussel-getarnte schneeweise Käfer wandeln wie Außerirdische über die Blätter. Große braune Falter taumeln durch das Dunkel im Schein unserer Taschenlampe. Katzen schleichen von Baum zu Baum, durch alle Etagen des Waldes. Frösche, Hörnchen und Affen gleiten von Stamm zu Stamm. Alle jagen, töten, fressen, vermehren sich, sterben oder überleben und verstecken sich wieder.

Borneo - Danum Valley - Abendstimmung im tropischen Regenwald.

 

Vier Mal täglich streifen wir durch wirklichen Ur-Wald. Ausgestattet wie Pfadfinder mit langen Hosen, langärmeligen Hemden, Hut, Schal und den unverzichtbaren Leech Socks (Blutegel-Strümpfe), krabbeln wir durch das Unterholz.

Borneo, Danum Valley Ein Fluggleiter im Schein unserer Taschenlampe.
Ein Fluggleiter im Schein unserer Taschenlampe.

Heimtückische Blutegel fallen von den Bäumen und versuchen sich in die Löcher der Schnürsenkel an unsere Haut zu winden. Am Abend ist mein Hemd trotz aller Vorsicht blutgetränkt. Ein Leech bahnte sich den Weg durch ein Knopfloch. Die kleine Wunde tut nicht weh, blutet aber wie bei einem Alien. Unter der Dusche fällt noch einer aus dem Bauchnabel. Auch, da hängt ja ein weiterer an der Wade. Bevor wir die Lodge verlassen bekomme ich die Urkunde der Danum Valley Blood Donors Society überreicht.

Borneo, Danum Valley, Die zerfallenden Reste eines Dusun-Grabes hoch oben am Felsen.
Die zerfallenden Reste eines Dusun-Grabes hoch oben am Felsen.

Den so genannten Dusun geht es wie allen ethnischen Minderheiten, sie teilen sich einen gemeinsamen Namen. Dieser wurde ihnen während der Kolonialzeit von Menschen gegeben, die nur zwischen Flachland- und Berglandbewohner unterscheiden wollten.

Borneo, Danum Valley - Die Riverfront Villa der Borneo Rainforest Lodge.
Die Riverfront Villa der Borneo Rainforest Lodge.

Unser Holzbungalow hat eine schöne Terrasse. Davor liegt der eigene kleine Steinpool. Wenn wir „nach getaner Arbeit“ durchgeschwitzt und stinkend von der Nachtwanderung zurückkommen, setzten wir uns im Mondschein in das Becken und lauschen in den schwarzen unheimlichen Wald, in dem die Tiere frei sind, zu gehen, wohin sie wollen, in dem sich die Apotheke der Menschheit befinden soll, mit den unendlich vielen unentdeckten Pflanzen, in dem alles perfekt in völliger Harmonie funktioniert, so lange, bis der Mensch eingreift.

Borneo, Danum Valley, ein Spaziergang im Regenwald.

Am Morgen treffen wir einen Orang-Utan. Er sitzt in seinem Blätter-Nachtnest auf einem hohen geraden Baum. Der Ranger Paul sagt, dass alte Orangs ihre Bäume zum Fressen verlassen müssen. Sie sind oft über 100 kg schwer, zu schwer um sich von Baum zu Baum schwingen zu können. Also warten wir geduldig und werden belohnt. Langsam verlässt er seinen Baum, der Mensch des Waldes, wie Orang-Utan aus dem Malaiischen übersetzt wird.

Zuerst läuft er auf seinen vier Händen zwei drei Meter neben uns parallel durch den Busch. Er bricht Zweige ab, schält sie, isst. Plötzlich kommt er aus dem Dickicht heraus, setzt sich vor einen dicken Baum und gibt das perfekte Fotomodel. Er wartet geduldig. „Ist es nun gut?“ scheinen seine goldbraunen Augen zu fragen. Doch sein Blick weicht uns aus. Was er wohl denkt? Er ist ruhig und wir sind aufgeregt.

Plötzlich ruft Paul: „Move, move!“. Wir rennen los, der Wald-Mensch hinter uns her. Wir stoppen, schauen uns um, er stoppt auch, setzt sich auf den Boden und wartet, wir gehen langsam weiter, er folgt uns in gemessenem Abstand. Wir erreichen einen kleinen Fluss, dann können wir ihm endlich seinen Weg freigeben.

Zurück in Lahad Datu ziehen wir für eine Nacht in ein zentral gelegenes Hotel und lernen die Chinesen lieben. Lahad Datu ist eine bunte Stadt. Hier leben die legale und illegale aus den Philippinen, Holzhändler, Holzfäller, Transporteure, Nachfahren der Seeräuber, einfache Fischer, Hotelbesitzer, Plantagenbesitzer, Plantagenarbeiter, Straßenhändler und Ranger. Lahad Datu ist muslimisch. Freitags sind außer dem Markt, alle Geschäfte geschlossen. Am Abend öffnen die üblichen Grill-Stände an den Straßen. Aber es gibt kein Bier! Lecker gegrillte Spießchen mit süßen Soft-Drinks, das passt nicht zusammen. Wir kommen aus dem UrWald, wir sind auf der Suche nach Bier.

Borneo - Lahad Datu

Zwischen dem Dao-Tempel und der Mosche liegt ein offenes chinesisches Straßenrestaurant. Auf großen runden Tischen stehen Eimer voller Eis mit schwitzenden Bierflaschen. Der Muezzin ruft zum Freitagsgebet, aber keiner scheint ihn zu hören. Vor dem Lokal stehen die Männer mit den Kindern, ihre verhüllten Frauen beladen die Kofferräume der Autos mit Paletten billigen Dosenbiers. Von nun an suchen wir nur noch nach den roten Lampions der Chinesen und können sicher sein, hier gibt es etwas Anständiges zu essen und zu trinken.

70 km nördlich von Lahad Datu liegt das

Tabin Wildlife Reserve.

1984 wurden 120.500 ha als Tierschutzgebiet ausgewiesen, von denen 8.600 ha reiner Primärwald sind. In diesem Gebiet werden Orang-Utans ausgewildert. Der Zoo Leipzig hat ein Projekt um das vom Aussterben bedrohte Sumatra-Nashorn. Ca. 20 Pygmäen-Elefanten, Nashornvögel, Gibbons sowie über 260 Vogelarten wurden registriert. Wir bekommen eine so genannte Pocket Checklist, in den wir eintragen wo und wann wir welches der darin aufgeführten Tiere gesehen haben.

Borneo - Tabin Wildlife Reserve
Die Piste bildet eine sichtbare Grenze zwischen Ölpalm-Plantage und Schutzgebiet.

Die Tabin Wildlife Lodge liegt malerisch am Rande des Schutzgebietes, um ausgewilderte Tiere nicht zu stören. Etwas erhöht am Ufer des Lipad Rivers, im Wald verstreut, stehen schöne Chalets, die untereinander mit Holzstegen verbunden sind.

Borneo Tabin Wildlife Lodge

James Lohad, unser Ranger, nahm vor einem halben Jahr an einem Überlebenstraining im Maliau Basin teil. Das sah man ihm immer noch deutlich an. Ausgezehrt berichtet er über drei Monate der Nahrungssuche im Urwald. Ich lerne, dass man notfalls auch Steine kochen kann und bin begeistert.

Borneo, Tabin Wildlife Reserve
Mit diesen Blättern kann man sich kleiden, erklärte James.

Am Abend braut uns James eine Suppe aus meinem selbst gesammelten Moos, die sehr exklusiv, aber sicher nicht besonders nahrhaft war. In Tabin sehen wir Nashornvögel, große Echsen, Vögel aller Art und Gibbons. Vor unserer Hütte bildet der Lipad River einen Pool. Ab und zu taucht eine Otterfamilie mit ihren Kindern auf, die wir nun direkt vom Bett aus beobachten können.

Borneo - Wagler's Pit Viper - good spotted!
Wagler’s Pit Viper – good spotted!

Nicht weit vom Resort, spuckt der Lipad Mud Volcano hoch konzentrierten mineralischen Schlamm. Er bildet mitten im Wald eine fußballfeldgroße graue Lichtung und ist Anziehungspunkt für viele Tiere, die hier her kommen, um die an Mineralien reiche Erde zu fressen. Malaiische Frauen füllen sich den Schlamm für Gesichtsmasken ab.

Borneo - Tabin - Lipad Mud Volcano

Am Rande des Mud-Volcanos steht ein hoher Beobachtungsturm. Peter und ich verbringen eine Nacht auf diesem Gerüst in der Hängematte.

Borneo - Tabin - Lipad Mud Volcano - Watchtower - www.explorations-travel.com

Ein Tag geht zur Neige, die goldene Sonne leuchtet noch einmal die Gipfel der Bäume rot an. Hochbeinige Schweine trippeln vorsichtig mit ihren Jungen aus dem Wald. Unten am Vulkan dunkelt es bereits. Hornvögel suchen lärmend ihre Nachtbäume auf. Um sechs beginnt das schrille Gekreische der Zikaden.

Borneo - Tabin - Lipad Mud Volcano - on the watchtower www.explorations-travel.com

Ganz plötzlich kommt die Dunkelheit. Wir schleichen vom Turm, die Taschenlampen im Anschlag und pirschen durch das Unterholz. Nun ist es wieder ruhig. Irgendwo im Gebüsch piept ein Vögelchen unaufhörlich, jämmerlich. Als ich James danach frage sagt er: „Der Vogel baut Stress ab, er friert!“ Uns läuft der Schweiß aus jedem Knopfloch. Eine weiße Mondratte, groß wie ein Dackel, schnüffelt an Peters Schuhen.

Borneo - Tabin - Lipad Mud Volcano - one night on the watchtower.

Wir sehen viele kleine Raubkatzen, ihre Augen reflektieren im Lichtkegel der Lampe, so sind sie leicht zu finden. Später wird es in unserer Hängematte kalt. Die Luft kondensiert am Moskitonetz und tropft uns in das Gesicht. Eine Nacht im Wald mit all seinen Düften und Geräuschen, über uns das offene All mit den Sternen, Milchstraßen und Galaxien.

Selten sieht man eine so schöne Blüte.

Schon wieder Lahad Datu: Unsere Reise führt uns von hier aus in den Süden nach Semporna.

SEMPORNA

befindet sich auf der gleichnamigen Halbinsel. Zum Stadtgebiet gehören 40 vorgelagerte Inseln. Diese Region ist die Heimat der Bajau. Die Bezeichnung Bajau benennt und verallgemeinert Völker, die sich einst andere Namen gaben. Ihnen allen war gemein, dass sie vorwiegend auf dem Wasser leb(t)en und als s. g. See-Nomaden bekannt wurden. Ihr Handwerk sind Fischerei und Handel. Ihre Herkunft liegt vermutlich vor der Ostküste Sumatras. In der Sprache der Bajau heißt Semporna Ort zum Verweilen. Dafür haben wir keine Zeit, wir reisen! Das nächste Ziel befindet sich in der blaugrünen Celebes-Sea. Dort heißt eine Sandbank Kapalai.

PULAU KAPALAI

Auf Kapalai setzte man die Stelzen-Bungalows nach dem Muster der Bajau-Siedlungen mitten in das Wasser hinein. Unter den Holzhäusern suchen bunte Korallenfische und große Meeresschildkröten Schutz. Es gibt ein Plattform mit Strand und einen begrünten Plankenweg, auf dem die Bediensteten mit ihren Fahrrädern unterwegs sind.

Kapalai ist Ausgangsbasis für Sipadan, eines der weltbesten Tauchreviere.
Kapalai ist Ausgangsbasis für Sipadan, eines der weltbesten Tauchreviere.

2000 rückte Sipadan in das Licht internationaler Aufmerksamkeit. Philippinische Rebellen der Abu Sayyaf kidnappten 22 Menschen, unter ihnen die deutsche Familie Wallert und verschleppten sie über das Meer in den nicht weit entfernten philippinischen Dschungel nach Jolo. Inzwischen klärte ein Internationaler Gerichtshof die Ansprüche zwischen Malaysia und den Philippinen um dieses Gebiet.

Noch scheint die Gefahr nicht gebannt. Sicherheitshalber bekommen wir bei unserem Eintreffen entsprechende Verhaltensregeln. Die Anlage auf Kapalai wird vom malaiischen Militär bewacht. Hinter unserer Tür befindet sich ein roter Emergency-Knopf.

Mittelpunkt der Trauminsel ist ein Wachturm, der am Abend wie das Haus des Weihnachtsmannes beleuchtet wird. Wenn wir uns nicht gerade vom Balkon in das Meer zum Schnorcheln stürzen, liegen wir faul auf dem Bett und schauen dem Ventilator bei der Arbeit zu. Sehr extravagant ist das Klo. Von dort hat man einen grandiosen Blick auf die türkisfarbene Celebes-Sea. Kapalai lässt keine Wünsche offen.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=FB-qV5dMOZY

 

Wieder an Land organisieren wir ein Taxi, das uns in fünf Stunden nach Sandakan bringen soll. Peter leidet. Der Taxi-Fahrer nicht. Er hat seine Frau dabei, so wird es für ihn nie langweilig. Die zwei haben sich viel zu erzählen. Ihr monotoner Redefluss wird durch nichts unterbrochen. Der Fahrer fährt, aber er überholt nicht, schaltet nicht und wenn, ist es bereits zu spät. So rollen wir bei monotoner Rede durch die Monotonie einer Palmöl-Monokultur und sehen mit eigenen Augen das Ausmaß der erbarmungslosen Vernichtung der Natur.

Noch schlimmer sind aufgegebene Gebiete. Wenn nach 25 Jahren die Palmöl-Bäume ausgebeutet sind und gerodet werden, sieht es aus wie nach einem Atomkrieg: abgestorbene Stümpfe, riesige Krater, verseuchter grauer Boden. Keine Tiere, keine Vögel, nicht einmal Unkraut. Das Leben ist von nun an abwesend.

Deutschland kaufte 2016 1,34 Mio. Tonnen Palmöl in Malaysia. Palmöl wird außer in der Kosmetik und Lebensmittelindustrie auch dem Bio-Sprit beigemischt.
Deutschland kaufte 2016 1,34 Mio. Tonnen Palmöl in Malaysia. Palmöl wird außer in der Kosmetik und Lebensmittelindustrie auch dem Bio-Sprit beigemischt.

Ist noch irgendwo natürlicher Wald vorhanden, fallen uns viele spekulative Rodungen auf. Wie ein Kuchenstück wird ein Teil Leben aus dem Wald entfernt. Der Platz wird ausgemessen, abgesteckt, gerodet, begradigt, der Boden mit Schotter verfestigt und das ganze Gelände zu einer steinharten waagerechten Platte festgestampft, auf die jetzt unbarmherzig die Sonne herab glüht.

Der nun erschlossene Bauplatz ist ab sofort for Sale. Steht ein Hügel oder gar ein Berg dem Bauplan im Weg, so werden Berg und Hügel einfach abgetragen. Warum sollte man noch die Steine hoch tragen? In den Städten wird die Rigorosität der Vernichtung noch klarer: Moderne eingezäunte Wohnanlagen auf versiegelten Betonplatten. Kein Baum spendet Schatten, dafür laufen die Klimaanlagen auf Hochtouren. Macht nichts, das Meer ist ja noch voll mit Öl und Gas.

SANDAKAN

an der Sulusee hielt eine Überraschung anderer Art bereit: Hier schließen Geschäfte pünktlich um fünf. Alle gehen nach Hause. Zuerst denken wir, dass wir einen Feiertag verpasst hätten, aber schließlich klärt man uns auf, dass Sandakan in den 1930er Jahren für eine Zeit lang die reichste Stadt der Welt war und weltgrößter Exporteur von Harthölzern. Die ehemals armen Chinesen hatten sich schnell in den Schaltstellen des Handels etabliert. Sie haben es heute nicht mehr nötig, sie leben immer noch von ihren Zinsen, sagen die Malaien.

Der Bevölkerungsanteil der Malaien ist insgesamt größer. Sie stellen die Beamten und bilden die Regierung. Aber die chinesisch-stämmigen besitzen das Geld. Sie sitzen an den wichtigen Punkten der Wirtschaft. Außerdem investieren sie mehr in die Ausbildung ihrer Kinder.

Die das heutige Malaysia bildenden Völker haben die Kultur des Waldes und ihrer Ahnen aufgegeben und sie scheinen sich ihrer fast zu schämen. Nun suchen sie nach einer neuen Identität. Sie möchten genauso stark sein wie die ungeliebte und doch beneidete chinesisch-stämmige Gemeinschaft. Diese Identitätssuche führte sie zum sunnitischen Islam. Hier hoffen sie auf eine gemeinsame Basis.

Bereits im 7. Jahrhundert waren über Indien erste Muslime auf Borneo eingetroffen. Sie brachten die arabische Schrift mit. Provinzen der Malaiischen Staaten werden als Sultanate bezeichnet. Sabah hat keinen eigenen Sultan, es untersteht direkt dem König. In Sabah wirkt sich der Islam gemäßigt aus. Mädchen in Kopftüchern laufen gemeinsam mit ihren Freundinnen in Hotpants einträchtig durch die Straßen. Das war die gute Botschaft.

Von Sandakan erreichen wir schnell das Sepilok Orang-Utan Rehabilitation Centre, ein Rehabilitationszentrum und Aufzuchtstation für beschlagnahmte Menschenaffen, deren Auswilderung geplant ist. Lediglich 43 km² stehen zur Verfügung. Wer möchte, kann eine Patenschaft für einen Orang-Utan übernehmen. Vorträge geben gute Einblicke in die Arbeit. Ein lohnenswerter Ausflug.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=vJ9rY0s9X-s

 

Sandakan ist ebenfalls der Ausgangspunkt für unsere Weiterreise in das obere Mündungsgebiet des Kinabatangan Rivers, einer der größten Urwaldflüsse Sabahs. In der Nähe des Dorfes Abai befindet sich die schöne Lodge.

Kina Batangan, der chinesische Fluss.
Kina Batangan, der chinesische Fluss.

KINABATANGAN

Gleich nach unserer Ankunft in der Abai Dschungel Lodge werfen wir den Rucksack in die Ecke und besteigen ein noch kleineres Boot. Nur direkt am Fluss hat man eine Chance, den Borneo Zwergelefanten zu finden. Schaut man sich das Gebiet auf Satellitenkarten an, wird schnell klar warum. Palmölplantagen reichen fast an das Ufer des Urwaldflusses. Der kleine Korridor genügt jedoch längst nicht, um die Tiere ausreichend mit Futter versorgen zu können. So zerstören die normalerweise scheuen Tiere, die Pflanzungen einfacher Bauern, die sich aus der Not heraus an die Urwaldflüsse zurückziehen mussten. Vom Sterben und vom Aussterben Bedrohte stehen sich hier gegenüber und kämpfen den Krieg der Unersättlichen zu Ende.

Good spotted: Der Borneo Zwergelefant.
Good spotted: Der Borneo Zwergelefant.

In der Lodge haftet ein fliegender Lemur, ein so genannter Riesengleiter, an einem Baumstamm. Wir können ihn in Ruhe betrachten und fotografieren. Am Abend fahren wir mit dem Boot auf den Fluss. Feuerfliegen glühen auf Bäumen und Büschen. Sie erzeugen ein chemisches Licht, das nun den Urwald mit beleuchteten Weihnachtsbäumen schmückt.

Ein Riensengleiter, Fluggleiter, Pelzflatterer, Gleitflieger, Flattermaki oder einfach nur Colugos und unser „Pech-Vogel“.
Ein Riensengleiter, Fluggleiter, Pelzflatterer, Gleitflieger, Flattermaki oder einfach nur Colugos und unser „Pech-Vogel“.

Gleitflieger-Unglück am Kinabatangan

In der Lodge schaut Peter nach unserer Rückkehr, ob der Riesengleiter noch am Baum haftet und machte dabei einen unbedachten Schritt nach hinten. Plötzlich ist er verschwunden. Dann sehen wir, dass er zwei Meter unter uns zwischen der Plattform liegt, die hier alle Häuser über dem Urwaldboden miteinander verbindet. Er rührt sich nicht mehr. Gleich springen die Männer in die Tiefe und versuchen ihn zu bergen. Ohnmächtig ist sein Körper fast zu schwer, um ihn hochzuhieven. Als das endlich gelingt sehen wir, dass an seinem Hinterkopf eine große tiefe Wunde klafft.

Dann erlangt er das Bewusstsein. Wir setzen ihn vorsichtig auf einen Stuhl. Er kann sich bewegen, hat aber eine schwere Gehirnerschütterung. Während seines Sturzes in die Tiefe stieß er mit dem Kopf auf eine Ecke des gegenüberliegenden Weges und fiel ungebremst auf den Rücken.

Ich beuge mich über ihn und weiß, dass ich jetzt nichts tun kann. Eine alte Frau aus einem der verlorenen Häuser am Fluss schneidet ihm mit einer fragwürdigen Schere die Haare über der Wunde ab. Ich bin mir bewusst, dass ich etwas völlig unnormales sage, aber, ich spreche es aus: „Wir müssen in ein Krankenhaus!“

Der Guide, der vorher mit uns im Boot war, der uns Nasenaffen, Elefanten und Krokodile zeigte, ist verschwunden. Ich presse meine Hände von links und rechts gegen die klaffende Wunde. Die Alte bringt ein Handtuch. Mein Medizinvorrat, meine Binden, Desinfektion, Schmerztabletten, alles blieb im Großen Gepäck in Sandakan zurück. Es sollte doch nur ein zweitätiger Ausflug sein.

Peter stöhnt. Sein Rücken und die Nieren schmerzen. Inzwischen war es Nacht geworden. Die wenigen Gäste der Lodge hatten bestürzt das Geschehen beobachtet. Jetzt zogen sie sich in ihre Bungalows zurück. Niemand konnte etwas tun.

Wie er es geschafft hat, wir wissen es bis heute nicht. Die Lodge hatte zu diesem Zeitpunkt keinen Handyempfang, kein Telefon und war auch über Funk nicht erreichbar. Mr. Rezal kam plötzlich zurück. „Let’s go.“ sagte er. Wir bestiegen ein kleines Motorboot. Der Fahrer hielt flussaufwärts. Bald hatten wir die Lodge hinter uns gelassen. Alle Lichter waren erloschen. Peter lag backbord auf einer winzigen Sitzbank, die auf schmale Urwaldbewohner zugeschnitten war. Ich kniete vor ihm im Rumpf und presste seinen Handtuchverband von links und rechts auf den Schädel. So eine Scheiße.

Mr. Rezal saß neben dem Bootsführer, der das Steuer fest in der Hand hielt. Ein Pygmäe kauerte auf dem anderen Brett und stieß ab und zu einen Laut aus, dem der Bootsführer folgte. Selbst ich konnte erkennen, dass der Kinabatangan nicht einfach nur ein breiter Urwaldfluss ist. „Wohin fahren wir?“ fragte ich. „Sukau“ kam es aus der Dunkelheit. Die Nacht war ohne Mond und sternenklar.

Die Armen, die Verwilderten, die Ausgestoßenen, die sich hier entlang der Ufer im Dschungel angesiedelt haben, spannen nachts ihre Netze über den Fluss. Ganz fein, silbrig leuchtete ab und zu ein dünner Plastikfaden im Sternenlicht auf. Der Bootsmann wusste, was er tat. An manchen Stellen drehte der Motor wie bei einem Speedboot, an anderen ließen wir uns in der Dunkelheit fast treiben. Das Boot war nur ein Rumpf, ein simples Fortbewegungsmittel ohne Anspruch. Es gab kein Licht. Doch die Augen gewöhnen sich daran. Das Ufer ist Schwarz, der Fluss Quecksilbergrau, wir sitzen wie Geister in einer Nussschale und wissen nicht wie schwer Peters Verletzung ist. Sein Stöhnen ist das einzige menschliche Geräusch heute Nacht auf dem Kinabatangan.

Ich legte ein Handtuch über Peter, der nun fror. Es muss Mitternacht gewesen sein. Dann kamen einige Lichter und Lärm von Dieselgeneratoren. Wir erreichten Sukao. Es war ein Wunder. Am Ufer stand ein kleiner Bus. Wir manövrierten Peter hinein.

Die meisten Lodgen am Kinabatangan befinden um Sukao herum. Hier führt eine Behelfsverbindungsstraße durch den Urwald bis an den Fluss herunter. Ein Hund hatte in dieser Nacht den warmen Asphalt zu seinem Bett erwählt. Ich sehe noch seine überraschten grünen Augen, wie sie uns staunend im Kegel der Scheinwerfer entgegen blickten. Peter stöhnte kurz auf, als wir über den kleinen Körper fuhren.

Dann erreichten wir das Kinabatangan Hospital. Dort wartete man bereits auf uns. Ein Pfleger verrichtete hier mitten im Urwald in einem gut ausgestatteten kleinen Krankenhaus seinen Nachtdienst.

Dr. Wilson bei der Arbeit.

Peter wurde geröntgt, die Wunde gereinigt und genäht, er bekam Medikamente und freundliche Worte. Der Arzt legte eine einseitige Akte an und sagte was nun in den nächsten Tagen zu tun sei.

Auf der Bank vor dem Behandlungszimmer saß der Pygmäe, der uns über den dunklen Fluss gelotst hatte und streichelte die Katze auf seinem Schoß. Mr. Rezal, der Bootsführer, der Fahrer des Kleinbusses und ich, wir alle standen herum und schauten Doktor Wilson beim Nähen zu. Das Hospital schien leer zu sein.

Nach der Behandlung stiegen wir wieder in den Kleinbus und fuhren auf der verlassenen Asphaltstraße durch den Urwald zum Kinabatangan zurück. Inzwischen war es gegen drei Uhr am Morgen. Mr. Rezal hielt vor einer Lodge in Sukao, wo wir uns angekleidet in ein Bett legten. Als die Sonne aufgegangen war kletterten wir in das Boot und fuhren flussabwärts nach Abi. Uns war, als hätten wir alles nur geträumt.

Kinabatangan

Die letzten Tage auf Borneo verbrachten wir in einem Resort am Meer, nun sozusagen zur Erholung gezwungen und warteten darauf, dass in Kota Kinabalu die Fäden gezogen werden konnten. Wir fühlten uns fremd inmitten der schön gekleideten Touristen, die in der Lobby begeistert den Tänzen der „Ureinwohner“ applaudierten, die im Hotelpark zahme Warane mit Brötchen fütterten und sich mit einem Dring in der Hand über wirklich alles freuten.

Darüber konnten wir nur lachen. Hatten wir nicht das Danum Valley überlebt, mit den Schweinen am Mud-Vulcan gelagert, die Wollfussel-Insekten im Tabin bewundert und im Klang der Kettensägen den allerletzten Regenwald auf Borneo gesehen?

Am Kinabatangan .
Am Kinabatangan .

Allgemeine Informationen

findet ihr in den einschlägigen Reiseführern – wir empfehlen den vom Stefan Loose Verlag / DuMont MALAYSIA. Dort werden viele weitere lohnenswerte Ziele auf Borneo vorgestellt.

Die Anreise

auf die Insel Borneo bzw. nach Sabah (Malaysia) erfolgt günstigstenfalls von Europa über Singapur zum Internationalen Flughafen in Kota Kinabalu.

Die beste Reisezeit

war für uns der April, weil in dieser Zeit das Tauch- und Schnorchel-Paradies Kapalai / Sipadan die optimalsten Bedingungen bietet.

Die Organisation

erfolgte ausschließlich als Selbstbucher im Internet. Bis zum letzten Tag zweifelte ich, ob wir tatsächlich die Plätze in den Schutzgebieten sicher hatten, denn sie sind sehr begrenzt. Meine Sorgen waren unbegründet.

Ausflüge von Kota Kinabalu:

  • Das Heritage Village Kota Kinabalu konserviert die Vergangenheit. Ein lohnenswerter Ausflug, um eine Ahnung über den Verlust zu erlangen.
  • Kota Belud hat einen sehr schönen Markt

Das Schutzgebiet Danum Valley

bietet zwei Möglichkeiten: zum einen den Aufenthalt in der Borneo Rainforest Lodge und zum anderen den Aufenthalt im Field Center, dem Stützpunkt, von dem aus Wissenschaftler ihre Arbeiten im Gebiet durchführen.

Ranger führen Besucher in Minigruppen 4 Mal täglich.
Unserer Meinung nach war die Kapazität der Übernachtungsmöglichkeiten in Bezug auf den Schutz-Charakter des Gebietes zu groß und grenzwertig. Der Aufenthalt ist All-inklusive. Die Kosten sind sehr hoch, das Geschäft ist zu verlockend.

Das Field Center besuchten wir selbst nicht, können aber sagen, dass von dort aus perfekte Sonnenaufgänge fotografiert wurden. Außerdem hat man ab und zu die Gelegenheit den Wissenschaftlern über die Schulter schauen zu dürfen. Fast alles, was das Fernsehen an internationalen Dokumentationen über Borneo und den tropischen Regenwald zu bieten hat, wurde hier im Schutzgebiet aufgenommen.

Die Tabin Wildlife Lodge

verlangte einen s. g. Letter of Authorisation zur Kreditkarte. Auch hier ist der Aufenthalt All-inclusive. Die Führungen erfolgen durch gut geschulte Ranger in kleinen Gruppen. Die Bungalows sind zweckmäßig und schön eingerichtet.

Nasenaffen, oder von den Malaien in Anspielung auf die Kolonialzeit Orang Belanda (Niederländer) genannt, sind auf Borneo endemisch. Je größer das „Organ“ desto mehr Chancen beim weiblichen Geschlecht.
Nasenaffen, oder von den Malaien in Anspielung auf die Kolonialzeit Orang Belanda (Niederländer) genannt, sind auf Borneo endemisch. Je größer das „Organ“ desto mehr Chancen beim weiblichen Geschlecht.

Ausflüge von Sandakan:

Souvenirs, Geldbörsen aus „Froschleder“ PS: Wir haben nicht gekauft!
Souvenirs, Geldbörsen aus „Froschleder“ PS: Wir haben nicht gekauft!

Kapalai

forderte ebenfalls den Letter of Authorisation. Am Tag der Ankunft wird man von einem Boot in Semporna abgeholt. Der Aufenthalt ist All-Inclusive. Die Küche war hervorragend.

Von Kapalai gehen mehrmals täglich Tauchtouren nach Sipadan. Sind sie nicht ausgebucht, haben Schnorchler die Möglichkeit sich kurzfristig anzuschließen. Das notwendige Equipment ist (bis auf den eigenen Neoprenanzug) vorhanden.

Kinabatangan Hospital Sukao

Das Hospital (es dürfte sich um das in Ladang Genting Sekong gehandelt haben) ist sehr gut ausgestattet. Viele malaiische Mediziner haben in den USA studiert. Die Versorgung entspricht einem hohen Standard. Peters Behandlung war kostenlos. Danke Malaysia!

Die Ausrüstung

Da die hier genannten Lodgen einem gehobenen Hotel-Standard entsprechen und auch in Tabin Hängematten und Ausrüstung zur Verfügung standen, kam es hauptsächlich auf die passende Kleidung und den Insektenschutz an.

für den Regenwald

Trekkingschuhe,
T-Shirt und luftige langärmlige Hemden sowie eine dichte Kopfbedeckung,
Lange Hosen, evtl. darunter Leggins wegen der Blutegel.
Leech-Socks über die normalen Socken.
ein gutes Fernglas,
eine gute Stirnlampe,
eine leistungsstarke Taschenlampe für die Nacht-Pirsch.
ein Regenumhang ist besser als ein Schirm, die Hände sind frei.
Ein DEET-haltiges Insekten-Repellent für die Haut und das entsprechende Spray für die Kleidung.

BORNEO – by the way

Ich möchte nicht enden ohne auf den Bruno Manser Fonds hinzuweisen. Überhaupt möchte ich an Bruno Manser erinnern, der sich so sehr für die Menschen und Tiere im Dschungel eingesetzt hat, der dort „verloren“ ging und inzwischen für Tod erklärt wurde.

THE BORNEO CASE

ist ein aktueller Dokumentarfilm zum Thema, der ab 11. Mai 2017 in ausgewählten Kinos läuft.

2012 besuchten Prinz William und Kate die Borneo Rainforest Lodge. The Guardian erhob schwere Vorwürfe. Ein interessanter Bericht für alle, die tiefer in das Thema eintauchen möchten.

Biergenuss schützt Regenwald? oder Die Ökospur der Kronkorken

lauteten Beiträge der renommierten Presse.

Selbst der WWF klebt nur Pflaster auf die immer größer werdenden Wunden und stand schon oft in der Kritik wegen seiner vermuteten Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen von Abholzung und Umweltzerstörung.