Das Naga Health Project sollte unsere zweite Aktion während der Reise vom Dezember 2018 bis Ende Januar 2019, in der Naga Self-Administered Zone in Myanmar sein. Denn
alles hängt mit allem zusammen
Die Naga sind in einer Zwickmühle. 2010 wurde ihnen durch Myanmars Militärregierung quasi die Selbstverwaltung zugestanden. Das ist paradox, denn ihr traditionelles demokratisches System regelt in den Dörfern alle Lebensbereiche und muss nun zusätzlich den Verwaltungsapparat Myanmars mit seinen Ansprüchen integrieren. Das Gesundheitswesen könnte dabei eine heilende Rolle spielen.
Doch der Tod kommt früh in den Naga Hills.
In den drei zentralen Orten Lahe, Lay Shi und Namyun, nach westlichen Maßstäben große Dörfer, unterhält Myanmar jeweils ein einfaches unterversorgtes Hospital. Die Angestellten kommen vorwiegend aus der burmesischen Ebene, was auf ein weiteres Problem hinweist: mangelhafte Bildung und fehlende weiterführende Schulen vor Ort.
Die Entfernung zwischen Hospital und Patient wird in den Naga Hills in Tagesreisen gemessen. Tagesreisen zu Fuß, auf dem Motorrad oder auf der Ladefläche eines indischen Klein-Lkw. Nicht jede Familie kann durch den Verkauf ihrer Ernteüberschüsse Geld für diese Reise generieren. Die Naga sind autark und leben von dem, was sie auf ihren Feldern erwirtschaften.
In den Dörfern hütet in einer einräumigen Gesundheitsstation, die zugleich ihre Wohnung ist, eine angelernte Krankenschwester oder ein Pfleger den kleinen Medikamentenvorrat, der hauptsächlich aus Paracetamol, Vitaminpräparaten und Breitbandantibiotika besteht.
Sterilität kann unter diesen Umständen nicht gewährt werden. Es gibt weder staubdichte Schränke, noch haben die Häuser Fensterscheiben oder gemauerte Wände.
Strom könnte durch einen Generator erzeugt werden, ist jedoch regulär nicht vorhanden. Die hygienischen Verhältnisse, aber auch die Lebensumstände der Schwester, die in einigen Dörfern nur ehrenamtlich tätig ist, sind dramatisch.
Kleine gesundheitliche Probleme kurieren die Dorfbewohner mit traditionellen pflanzlichen Zubereitungen aus dem Dschungel.
Der Vorderlauf einer Bergziege, gekocht und zu einer Salbe verarbeitet, gilt als probates Mittel gegen Gelenkbeschwerden.
In Khamti vertraut man sich einer weisen Naga-Heilerin an. Sie streicht so lange über die erkrankte Stelle, bis ein kleiner Knochensplitter aus ihren Händen fällt. Der Patient ist sichtbar geheilt.
40% aller Dorfbewohner rauchen regelmäßig Opium, um den Hunger zu vertreiben, Schmerzen zu bekämpfen und die Last der Arbeit ertragen zu können. Die Wirkung wird durch den Genuss von grünem Tee verstärkt.
Doch wenn es ernst wird? Für die Reise nach Mandalay, wo ein nach unseren Maßstäben ordentliches Krankenhaus zur Verfügung steht, müsste ein Kind aus Lay Yom drei Tagesreisen durch das Gebirge bis an den Chindwin River durchhalten. Von Khamti ginge es in weiteren zwei Stunden mit dem Flugzeug nach Mandalay, wenn die Eltern das Ticket bezahlen könnten …
Kya Lay Aung hatte das Glück nicht. Seine Eltern konnten den 11jährigen nur auf einen Bolero zwischen Matten und Körben legen, die für einen Markt im indischen Ukhrul gedacht waren. Doch der Junge verstarb auf der Pritsche bevor die indische Grenze und der Arzt erreicht waren.
Ein Verbandskasten mit eingeschweißten sterilen Binden und Kompressen, ja sogar mit einer nicht rostenden Schere, kann kein Leben retten, aber da wo es Garnichts gibt, ist das eine Menge!
Hein Kut ist ein kleines Dorf mitten im burmesischen Dschungel. Die Schwester kann jede Hilfe gebrauchen.
In verschiedenen Dörfern konnten wir insgesamt 15 kg Verbandsmaterial verteilen. Zum Teil haben wir das selbst gekauft und zum anderen Teil war das eine Spende des Autohauses Wildi aus Markdorf.
Unsere unbedeutende materielle Hilfe wurde dankbar angenommen. Viel wichtiger war, dass wir die Not von einem weit entfernten Land gesehen hatten, denn wie gesagt, die Naga sind in einer Zwickmühle. Myanmar ist für das Gesundheitswesen, die Schulbildung, aber auch für den Straßenbau verantwortlich. Alles hängt eben mit allem zusammen.
Das Autohaus Wildi sammelt weiter Verbandskästen für uns. DANKE
Mitarbeiter der Nichtregierungsorganisation ENDO (Eastern Naga Development Organization) helfen freiwillig ihn abgeschiedenen Dörfern. Dabei werden sie unterstützt durch das Back Pack Health Worker Team.